Brückenschlag bringt 9.000 Euro für Afrika

Wetzlar. Im Jahr 1974 haben Christen in Mittelhessen den Aufruf der kirchlichen Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ gehört und Geld für das von Dürre geplagte Sahelland Burkina Faso gesammelt. Daraus entstand eine dauerhafte Entwicklungspartnerschaft, die den Namen des Dorfes Tikato am gleichnamigen Stausee trägt. Bis heute hat der 1995 gebildete der synodale Arbeitskreis im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill 210 Projekte in den Bereichen, Landwirtschaft, Bildung sowie dem Staudammbau am Tikatosee gefördert. All das war jetzt Anlass für einen Rückblick mit Gästen aus dem westafrikanischen Staat. Der Botschafter Toro Justin Quoro war aus Berlin an die Lahn gekommen, um den Mitgliedern des Arbeitskreises seinen Dank zu übermitteln. Quoro verglich die Hilfe aus Mittelhessen mit Beispielen aus der Bibel. Die beiden Apostel Petrus und Johannes sahen einen Gelähmten am Tempeltor, der um Geld bettelte. Petrus sagte zu ihm: „Silber und Gold habe ich nicht. Aber was ich habe, werde ich dir geben: Im Namen von Jesus aus Nazareth, dem Messias: Steh auf und geh!“ Als Jesus einst den blinden Bartimäus sah, fragte er ihn „Was willst du, dass ich dir tun soll“. Genau so komme Tikato nach Burkina Faso und helfe dort, wo es die Menschen wollen und brauchen.

Der Direktor des Entwicklungsbüro der Kirchen (ODE), Alain Bako, sprach der Region seinen Dank aus. Er übergab Landrat Wolfgang Schuster (SPD), der zu den Unterstützern von Tikato gehört, eine Urkunde sowie eine aus Stoff gearbeitete Landkarte seiner Heimat. An Heidi Stiewink, die Leiterin des Arbeitskreises, überreichte er eine ebenfalls eine Urkunde, ebenso wie an die gesamte Gruppe sowie eine Trophäe, die den Dank der Menschen in Burkina Faso ausdrücken soll. Auch der erkrankte Wilhelm Wilmers wurde durch ODE ausgezeichnet. Bako war gekommen mit Etienne Bazie, seinem Vorgänger, und dessen Ehefrau Hélène Bazie.

Bei der 20. Aktion Brückenschlag Wetzlar-Ouagadougou am Garten der Sinne bei der Kreuzkirche kamen 9000 Euro für das Projekt Niou zur Ernährungs- und Existenzsicherung für Binnenflüchtlinge zusammen. Pfarrer Reinhard Vollmer überreichte einen Scheck über 1000 Euro vom Eine-Welt-Laden Schwalbach. 1200 Euro Tageserlös des Bücherturms der Kreuzkirche konnte Pfarrer Süß übergeben. Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD), Schirmherr des Jubiläums, hatte die traditionelle Aktion, die sonst alle zwei Jahre auf der Alten Lahnbrücke stattfindet, mit dem Aufstellen der ersten Holzbrückenteile eröffnet. Zahlreiche Gäste stellten weitere der 1.000 von Tikato-Mitglied Georg Schiller hergestellten und gegen eine Spende erworbenen Brückenteile an. So entstand eine Kette der Solidarität mit den Menschen aus Burkina Faso.

Der burkinische Botschafter und die Gäste aus Afrika pflanzten mit Pfarrer Jörg Süß und Tikato-Mitarbeitern einen Birnbaum im Garten der Sinne. „Die Baumpflanzung ist ein Zeichen unseres gemeinsamen Handelns auch in Zukunft. Damit die Arbeit Frucht bringt“, kommentierte Stiewink die Aktion.

In einem Interview von Katharina Graben mit Alain Bako wies dieser auf die schwierige Lage des Sahellandes hin. „45 Prozent des Staatsgebietes ist nicht mehr in der Hand des Staates“. Islamische militärische Gruppen haben einen Teil des Landes besetzt. „Wir wollen leben. Erst wenn der Feind verdrängt ist, kann Demokratie wieder aufgebaut werden“. Auch die Partnerschaft stellte Bako nicht in Frage: „Solange uns die Politiker nicht behindern, werden wir die weltweiten Kontakte pflegen“.

Manfred Wagner lobte die seit fünf Jahrzehnten andauernde Entwicklungszusammenarbeit, die Solidarität zwischen Menschen aus den Gemeinden des Kirchenkreises und den Menschen in dem westafrikanischen Land. „Ihr Engagement war offensichtlich so prägend und motivierend, dass Sie nunmehr über fünf Jahrzehnte hinweg und trotz so mancher Hindernisse Lichter der Hoffnung anzünden konnten“. Trotz Terror und Krisen habe Tikato den Satz „Einer trage des anderen Last“ erlebbar gemacht. Wagner wies auch darauf hin, dass über Tikato 1975 eine Partnerschaft der Stadt Wetzlar mit der Stadt Dori geschlossen werden konnte.

Uta Bracken von „Brot für die Welt“ (Berlin) lobte die Wetzlarer Gruppe.Sie habe es geschafft, über persönliche Begegnungen Burkina Faso nach Wetzlar zu holen. Auch Superintendent Hartmut Sitzler und Ökumene-Pfarrerin Alexandra Hans (Wißmar) sprachen der Tikatogruppe ihren Dank aus.

„Was ihr tut, geschehe in Liebe“, zitierte Stiewink die kirchliche Jahreslosung in ihrem Dankeswort an die Unterstützer, von denen einige bereits seit 50 Jahren dabei sind. „Die Jahreslosung war auch immer unsere unausgesprochene Grundlage gegenseitiger Handlungsweise.“ Daraus sei Freundschaft mit den Menschen in Burkina Faso geworden.

„50 Jahre ‚Was ihr tut, geschehe in Liebe‘, schloss Heidi Stiewink in ihrem Dankeswort an die Unterstützenden vor Ort wie die Spendenden, manche bereits seit 50 Jahren, daran an. „Die Jahreslosung 2024 war auch immer unsere unausgesprochene Grundlage gegenseitiger Handlungsweise.“ Daraus sei Freundschaft geworden.

Text und Bilder: Lothar Rühl

 

Die Veröffentlichung auf der kreiskirchlichen Homepage ist hier zu finden:

https://evangelisch-an-lahn-und-dill.de/aktuelles/was-ihr-tut-geschehe-in-liebe/