12 zentrale biblische Aussagen laden zum Meditieren ein

Im „Garten der Sinne“ an der Wetzlarer Kreuzkirche stehen zwölf sogenannte Bibel-Pfähle. Auf den 210 Zentimeter hohen Holzkonstruktionen ist ein kurzer Denkanstoß in größerer Schrift aufgebracht. Darunter steht ein passender Abschnitt aus der Bibel und eine kurze Besinnung dazu. Mit einem Wandelgottesdienst hat die Evangelische Kirchengemeinde Wetzlar die Bibel-Pfähle in Dienst genommen. Rund 100 Besucher fanden sich dazu auf dem Vorplatz der Kreuzkirche ein. Mit dem Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ startete der ungewöhnliche Gottesdienst, der 45 Minuten lang trotz frischem Wetter im Freien stattfand. Allerdings kamen die Besucher nicht zum Sitzen, denn sie wanderten (wandelten) von einem Bibel-Pfahl zum nächsten. Der Weg führt vom Fußweg an der Burgunderstraße quer durch den „Garten der Sinne“ bis rüber zur Stoppelberger Hohl und endet am neu errichteten Backhaus auf der Kirchenrückseite.

„Ich habe das Projekt Bibelpfähle entlang der Kloster-Garten-Route in der Region Höxter/Paderborn bei einer Fortbildung zu LEADER-Förderungen kennengelernt“, erinnert sich Pfarrer Jörg Süß. „Das hat mich sehr angesprochen und ich habe die Idee für unseren Garten der Sinne aufgegriffen, im Bezirksausschuss der Gemeinde und mit dem Gartenteam besprochen“, fährt er fort. Im Herbst wurden die Fundamente gegossen und die Pfähle aufgestellt. Jetzt folgte die Beschriftung. Im oberen Bereich sind laut Süß zentrale Aussagen der Bibel angebracht. „Mitarbeiter haben mir ihre Lieblingsbibelverse genannt, die ich dann größtenteils aufgegriffen habe“, erzählt der Pfarrer. Auf den Pfählen ist beispielsweise zu lesen „Gott verzeiht“, „Du darfst hoffen“, „Leben in der Fülle“ oder „Fürchte dich nicht“.

Der ehrenamtliche Mitarbeiter Wolfgang Böhl hat mit Armin Janfrüchte, Jugendreferentin Barbara Agricola und Jungscharkindern die Pfähle zugeschnitten und zusammengebaut. So ist das Bibelpfahl-Projekt ebenso wie der Garten der Sinne eine Gemeinschaftsleistung. Auch beim Anbringen der Schilder haben mit Bertold Becker, Armin Janfrüchte, Stefan Buchholz und Iris Tränker Ehrenamtliche mit angepackt.

An jedem Bibel-Pfahl erläuterten Mitarbeiter über den Inhalt und Sinn des Pfahles. Der zweite Teil des Gottesdienstes führte in die Kirche, wo die zwölf Bibel-Pfähle per Beamer an der Wand vorgestellt wurden. Die Mitarbeiter verlasen die Bibelzitate jedes Pfahles und sprachen ein Gebet.

Zum Ziel des Projektes sagte Pfarrer Süß: „Menschen, die den Garten der Sinne besuchen, können sich von den Bibelpfählen inspirieren lassen, meditieren, über ihren Glauben nachdenken, mit anderen ins Gespräch kommen.“ Wenn andere Gemeinden diese Idee aufgreifen, könnte eine Bibelpfahl-Route in Mittelhessen entstehen.

Im Gottesdienst war auch eine Gruppe des Arbeitskreises Tikato – Brot für die Welt – zu Gast. Aus Burkina Faso war die Pädagogin und Soziologin Marie Bernadette Kabré gekommen und dankte der Gemeinde für ihre Hilfe über den Arbeitskreis. Seit Jahren unterstützt die Evangelische Kirchengemeinde die kirchliche Entwicklungsarbeit in dem afrikanischen Land. Dazu gehört auch das Ausbildungszentrum für nachhaltige Land- und Forstwirtschaft in Sandogo.

 

Wandelgottesdienst mit Pfarrer Jörg Süß auf dem Vorplatz der Kreuzkirche. Foto: Lothar Rühl

Pfarrer Jörg Süß an einem der zwölf Bibel-Pfählen. Foto: Lothar Rühl

Kantor Jochen Stankewitz eröffnet den Wandelgottesdienst mit gemeinsamem Singen auf dem Kirchenvorplatz.

Wandelgottesdienst an der Kreuzkirche. 12 Bibel-Pfähle führen durch den Garten der Sinne.

Marie-Bernadette Kabre aus Burkina Faso mit Übersetzerin Heidi Stiewink.

Text und Fotos: Lothar Rühl