“Jesus ist wie eine Pusteblume”
Ja, der Referent beim Himmelfahrtsgottesdienst ist überrascht über den schönen Veranstaltungsort, das Rosengärtchen. Nach vier Wochen Regen sei es schön, sich Open Air zu treffen, sagte Pfarrer Hans-Hermann Pompe, der aus Stuttgart nach Wetzlar gekommen war. Auch Jesus habe oft Open Air gepredigt, etwa am See Genezareth.
Pompe, in Koblenz in einem Pfarrhaushalt aufgewachsen, war Pfarrer der Rheinischen Kirche und hat von 2002 bis 2015 als Vorsitzender die Missionale-Treffen in Köln geleitet. Von 2000 bis 2009 arbeitete er als Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste. 2009 übernahm er die Leitung des Zentrums „Mission in der Region“ der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD). Von Mai 2019 bis zu seinem Ruhestand 2021 war er Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) und Referent für Mission und Kirchenentwicklung der Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung in Berlin.
Den Himmelfahrtsgottesdienst erlebten 400 Besucher, darunter erstmals auch Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde. Das fand Ausdruck als Pastorin Sabine Bockel (Ansgar-Kirche) und Pfarrer Björn Heymer gemeinsam mit dem katholischen Diakon Norbert Hark gemeinsam die Fürbitten sprachen.
Für seine Predigt hatte der 68-jährige Pompe einen Buchtitel des Komikers, Autors, Fernsehmoderators und Schauspielers Hape Kerkeling entliehen, der 2006 ein Buch über seinen Reisebericht auf dem Jakobsweg „Ich bin dann mal weg“ nannte. „Ich bin dann mal (nicht) weg“, hatte Pompe seine Predigt zu Himmelfahrt genannt. Den Begriff „Himmelfahrt“ halte er nicht für richtig, denn dabei würden viele Zuhörer an Raumfahrt denken. „Jesus ist in Gottes Welt übergegangen“, erläuterte der Theologe.
Anders als Kerkeling sei Jesus nicht mal kurz weg nach Spanien. „Ich bin bei euch alle Tage“, zitierte Pompe das Matthäusevangelium, Kapitel 28, Vers 20. Jesus sei seit Himmelfahrt nicht mehr an Raum und Zeit gebunden. „Jesus ist wie eine Pusteblume, wenn sie ihren Samen verstreut, er ist immer und überall“.
Den Christen habe Jesus den Auftrag gegeben, Zeugen zu sein, Jesus für andere lebendig werden zu lassen. Wenn heute Zeitgenossen Christen kennenlernen, seien das zu 95 Prozent Nichttheologen. „Wir können in unserem Hoffen bei anderen Hoffnung fördern, durch unseren Glauben, den Glauben der Menschen fördern“, ermutigte Pompe seine Zuhörer. Dabei habe Jesus seine Nachfolger nicht kraftlos zurückgelassen, sondern den Geist Gottes versprochen. Himmelfahrt sei eine Segensbewegung von Jesus hin zu den Menschen. „Am Anfang der Kirche steht Jesu Segen für ein kleines Häuflein Menschen. Gemeinde ist eine gesegnete Gruppe“, rief Pompe den bei herrlichem Sonnenschein Zuhörende entgegen.
Text und Bilder: Lothar Rühl