Nachdem die Hirten und die Weisen das Kind im Stall von Bethlehem besucht, betrachtet und angebetet hatten, weil sie in ihm den Retter der Welt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gesehen haben, müssen die Eltern mit ihm fliehen. Denn der König Herodes sieht durch dieses Kind seinen Thron bedroht. Und so wird das Gotteskind zum Flüchtlingskind, die kleine Familie zur Asylantenfamilie in Ägypten. Irgendwann sind sie dann in ihre alte Heimat nach Nazareth zurückgekehrt.

Als Jesus 12 Jahre alt war, ist er aufgefallen, als er mit Leuten, die sich in der Bibel sehr gut auskannten, auf Augenhöhe über Gott gesprochen hat. Dann hat er wohl Zimmermann gelernt, wie sein Vater, in diesem Beruf gearbeitet, bis er mit etwa 30 Jahren sein Heimatdorf verlässt, den ­Menschen rund um den See Genezareth von Gott erzählt. Menschen ­gesund macht an Leib und Seele, Leute aufrichtet, die ganz gebeugt ­waren vom Leben, andere, die ausgegrenzt wurden, integriert hat, viele von ihren Schuldgefühlen befreit hat und allen gezeigt hat, dass mit und bei Gott immer neue Anfänge, neue Chancen möglich sind.

Als er mit dieser guten Nachricht durchs Land gezogen ist, wurden ­immer mehr Menschen auf ihn aufmerksam, hörten ihm zu, änderten ihr Leben, wurden zu Anhängern und Freunden. Das blieb der religiösen und der politischen Macht in der Hauptstadt nicht verborgen. Gemeinsam räumten sie ihn aus dem Weg. Doch seine Botschaft war in der Welt. Er besiegte den Tod und blieb seinen Freunden nahe. Frieden und Freiheit, Vergebung und Neuanfang – davon erzählten nun andere. Er war nicht tot zu kriegen, auch nicht mundtot. Bis heute nicht.

Davon erzählen wir in den Gottesdiensten zwischen Weihnachten und Weihnachten. Es lohnt sich, auch dann einmal in die Kirche zu kommen, sonntags, wenn von ihm erzählt wird. Sie sind herzlich dazu eingeladen.

Jörg Süß, Pfarrer