Mehr als 7.500 Euro hat die 19. Aktion Brückenschlag Wetzlar-Ouagadougou erbracht.

Davon kamen eine hohe Summe von dem Team „Bücherturm Kreuzkirche“, den Pfarrer Süß sehr großzügig auf 1.000 Euro aufrundete. Das gab die Vorsitzende des Arbeitskreises „TIKATO – Brot für die Welt“, Heidi Janina Stiewink, bekannt. Am Samstagvormittag legte Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) die ersten Holzbrückenteile mit einem Wert von jeweils fünf Euro auf der steinernen Lahnbrücke aus. Ihm taten es zahlreiche Gäste wie der Kreisbeigeordnete Stephan Aurand und Passanten gleich, so dass der erfolgreiche Betrag zusammenkam.

Die 800 von TIKATO-Mitglied Georg Schiller hergestellten Brückenteile reichten bei Weitem nicht aus, um alle Spendeneuro auf der Brücke darzustellen. Zu den Gästen bei der Eröffnung gehörte die stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums Rita Broermann-Becker und der Kirchmeister Jens-Michael Wolf von der Evangelischen Kirchengemeinde Wetzlar, der Kirchenmusiker Joachim Eichhorn und Ulla Eichhorn der langjährige Diakon Harald Würges, der Nauborner Pfarrer i. R. Volker Schmitt und Frau Margret und viele andere Burkina-Freunde mehr. Oberbürgermeister Wagner eröffnete als Schirmherr die alle zwei Jahre organisierte Veranstaltung. Dabei lobte das Stadtoberhaupt, dass sich der 1974 (zuerst als „Projektgemeinde TIKATO“)  gegründete Arbeitskreis mit aktuell 16 Mitgliedern seit fast fünf Jahrzehnten für das westafrikanische Land einsetzt. „Sie zeigen, dass man mit kleinen Beträgen viel Gutes bewirken kann“, sagte Wagner zur Eröffnung.

Der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Stephan Aurand (SPD) sagte, die Aktion wirke über die Stadt Wetzlar hinaus in die Region. Er wies darauf hin, dass es eine globale Aufgabe sei, Impfstoffe an Länder zu geben, die sich die Corona-Impfstoffe nicht leisten können. Dies sei zugleich auch eine christliche Aufgabe. Zudem lobte Aurand, dass sich TIKATO trotz schwieriger Zeiten mit der Corona-Pandemie für Familien in Burkina Faso einsetze, die ein behindertes Mitglied haben. Aus Berlin waren Jürgen Hammelehle vom kirchlichen Hilfswerk „Brot für die Welt“ und der 2. burkinische Botschaftsrat Pema Bationo nach Wetzlar gekommen, um den Auftakt der Aktion mitzuerleben. Dabei dankte Bationo den Mitgliedern des Arbeitskreises TIKATO, dass sie trotz der Pandemie die Aktion Brückenschlag als Zeichen der Solidarität zwischen Deutschland und seiner Heimat möglich gemacht hätten. „Der Arbeitskreis hält fast 50 Jahre Treue zu meinem Land mit vielen kreativen Ideen und Aktionen“, sagte Bationo, der von Pfarrer Andreas Engelschalk aus dem Französischen übersetzt wurde. Der Botschaftsrat verwies auf die schwierige Situation in seiner Heimat in der Sahelzone mit den schwierigen klimatischen Bedingungen, den terroristischen Übergriffen und der Corona-Pandemie.

Pfarrer Christian Silbernagel verlas einen Brief von Pastor Etienne Bazie, Direktor von ODE, dem Entwicklungsbüro der Kirchen) in Burkina Faso, der darin an den terroristischen Anschlag vom 5. Juni erinnerte, bei dem 132 Menschen getötet wurden. Die Aktion Brückenschlag sei ein Zeichen des Friedens und der Gerechtigkeit. Seit Jahren arbeite TIKATO daran, eine Brücke der Freundschaft von Wetzlar nach Burkina Faso zu bauen.

Jürgen Hammelehle, Leiter des Referates Gemeinde, Diakonie und Bildung bei der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“, gab seiner Freude Ausdruck, dass er mit Sondergenehmigung der Geschäftsleitung die Reise nach Wetzlar antreten konnte, seine erste Dienstreise nach Monaten des Lockdowns. Der Arbeitskreis TIKATO sei vor fast 40 Jahren entstanden, weil damals der Sozialsekretär Winfried Simon etwas tun wollte für die Menschen in der Sahelzone, als es große Ernteausfälle gab und damit Not über Burkina Faso hereinbrach. „Über all die Zeit hat sich dank der ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Brückenschlag erhalten“, lobte Hammelehle. Der Brückenschlag sei bundesweit eine einmalige Aktion. Wetzlar beteilige sich auch an der Aktion mit Mangos, die direkt aus Burkina Faso geliefert werden. TIKATO unterstütze Wasserprojekte, Schulbildung und landwirtschaftliche Projekte.

Brot für die Welt-TIKATO ist ein Arbeitskreis im Kirchenkreis an Lahn und Dill. Dessen Superintendent Hartmut Sitzler sagte, „Wir vollziehen den Brückenschlag, weil wir der Meinung sind, in den Menschen Gottes geliebte Kinder sehen und Jesus für diese gestorben ist, egal welcher Hautfarbe“. Eine Brücke brauche Pfeiler auf beiden Seiten.

Heidi J. Stiewink hatte darauf bei der Eröffnung hingewiesen, dass seit 2015 terroristische Übergriffe in Burkina Faso geschehen, die in diesem Jahr noch eine enorme Steigerung erfahren haben. Die Folge seien Preissteigerungen und Lebensmittelknappheit. Wo Menschen wegen der Übergriffe geflüchtet sind, würden Felder nicht mehr bestellt. Die Burkinabe litten zudem unter dem Klimawandel, der Temperaturen bis 45 Grad gebracht habe. In Kirchen in Mittelhessen werde für die Menschen in Burkina Faso gebetet. Der Brückenschlag und die gesamte Projektarbeit seien Zeichen der Partnerschaft und Solidarität. „Nayala“ heißt das Projekt, das mit dem Erlös in diesem Jahr unterstützt wird. Es hilft zur Existenzsicherung von Familien mit behinderten Angehörigen durch Gartenbau und Viehzucht. Je 1000 Euro kamen vom neuen Besitzer des Cafés an der Lahnbrücke, Murat Kaya und vom Weltladen Schwalbach. 520 Euro übergaben die Konfirmanden der Kirchengemeinde Erda mit Jugendleiterin Pippa Brück, 485 Euro von der Kirchengemeinde Braunfels mit dem Frauenfrühstück. Unterstützt wurde die Aktion traditionell durch den Bläserkreis Wetzlar (Leitung: Dietrich Bräutigam), sowie zahlreichen Bäckerinnen -auch syrische – aus Wetzlar und 10 Orten, die 17 Kuchen gespendeten. Café und Verkaufsstand burkinischen Handwerks erbrachten an diesem Tag rund 500 Euro. Große Hilfe hatte die WALI am morgendlichen Aufbau geleistet – auch schon eine jahrelange Tradition. Der Weltladen Aßlar präsentierte faire Waren mit seinem Stand. Große Freude herrschte über den Besuch von Nicole und Yacouba Kaboré aus Ouagadougou/Bonn, die mit ihren Kindern den ganzen Tag am Brückenschlag waren und das Ehepaar Schopferer aus Marburg, die auch zur Deutsch-Burkinischen Freundschaftsgesellschaft wie TIKATO gehören.

Text: Lothar Rühl und Heidi J. Stiewink, Fotos Heidi J. Stiewink und TIKATO