Sonntag,  17. Juli 2022, morgens kurz vor 9 Uhr, Hospitalkirche Wetzlar. Noch rufen die Glocken die letzten nicht zum Gottesdienst. Aber als ich die Kirche betrete, lassen die Stimmen der Kantorei, die überraschend den Gottesdienst mitgestaltet, einen Schauder über meinen Körper laufen und die Augen werden feucht. „Ave verum corpus“ erklingt es von der Empore – wunderbare Stimmen, wunderbare Musik!

Nach der Eingangsliturgie die Lesung aus Lukas 5: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!“ Welch wichtige Worte in einer Zeit der Hassbriefe! Und – neigen wir nicht alle dazu, den Splitter im Auge unseres Nachbarn zu sehen, aber den Balken in unserem eigenen Auge nicht zu entdecken – oder nicht entdecken zu wollen?

Die Predigt handelt von Josef und seinen Brüdern, die nach dem Tod ihres Vaters Angst vor Josefs Rache haben und sich anschleimen. Und von Josefs Reaktion: „Ihr gedachtet es Böse zu machen, aber Gott hat es gut gemacht.“ Und Pfarrer Süß schlägt den Bogen zu den Worten Dietrich Bonhoeffers: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.“ Welch tröstliche Worte in einer Zeit, in der der Krieg in der Ukraine tobt, die Menschen Angst vor einem kalten Winter ohne genügend Heizmöglichkeit, der hohen Inflationsrate und Katastrophen durch den Klimawandel haben!

Ich weiß zwar nicht, was Gott aus all dem Gutes machen will, aber die Worte geben Hoffnung und Zuversicht, ebenso wie das anschließende Abendmahl.

Eine runde Sache! Danke, Kantorei, danke Herr Bräutigam für die Orgelbegleitung, danke Pfarrer Süß für die Predigt, und danke, Gott, für die Worte der Zuversicht!

Erika Arndt