Rheinischer Präses Latzel zu Gast in Wetzlar

Wetzlar/Lahnau/Solms (bkl). „Das ist ein Garten Eden“, freute sich Dr. Thorsten Latzel, nachdem eine ganze Schar Ehrenamtlicher mit Pfarrer Jörg Süß ihm den „Garten der Sinne“ an der Wetzlarer Kreuzkirche präsentiert hatte. „Ein beeindruckendes Projekt, in dem man nicht nur die Schönheit von Gottes Schöpfung wahrnehmen kann, sondern auch das Herzblut von den Menschen, die sich hier engagieren“, hatte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) ins Gästebuch geschrieben. Den Bücherflohmarkt der Kreuzkirche, der wöchentlich eine Summe von mehreren hundert Euro für sozial-diakonische Zwecke erbringt, bezeichnete er als eine gelungene Kombination von sozialem und kulturellen Engagement.

Dass Menschen mit der Schöpfung anders leben und Gesellschaft und Kirche anders gestalten müssen, war Anlass für die „Kanutour der Hoffnung“ des leitenden Geistlichen der EKiR. In sieben Etappen vom nordrhein-westfälischen Kevelaer bis ins Saarland paddelt Latzel dabei durch das rheinische Kirchengebiet. Auch auf der Lahn und damit im Kirchenkreis an Lahn und Dill war er einen Tag lang unterwegs, um zu erfahren, wie Menschen in den Gemeinden hier ihr eigenes und das Leben ihrer Mitmenschen neugestalten. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit sei dabei an der Lahn das Thema gewesen, sagte Latzel am Ende des Tages in einem Video. Bezug nahm er damit auch auf die Tafelarbeit. Diese stellte dem Präses deren Leiter, Diakon Christof Mayer, in den Räumen der Christuskirche in Niedergirmes anschaulich vor. So erlebte Latzel einen informativen Vortrag über Angebote, Arbeitsweise, Organisation und Arbeitsmöglichkeiten bei der Tafel Wetzlar. Dabei erfuhr der Präses, wie diese diakonische Arbeit einerseits die Tafel-Kunden unterstützt, gleichzeitig aber auch Langzeitarbeitslosen, die in die Tafelarbeit integriert sind, eine Perspektive gibt: „Menschen werden auf die andere Seite des Tisches geholt, um sie dadurch wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu holen. Es ist ein Ort, wo man merkt, wie das diakonische Herz unserer Kirche schlägt“, zeigte er sich von dem Projekt überzeugt. Gut gefallen hat Latzel auch eine Ausstellung von Porträts über Gemeindeglieder in der Christuskirche. „Sie zeigt die Sensibilität für einzelne Menschen“, hielt er fest. Einen Einblick gab Mayer dem Präses auch beim Besuch der Kleiderläden und die „Kruschelbude“, wo Kleidung und Haushaltswaren gegen einen geringen Kostenbeitrag zur Verfügung gestellt werden. Sich vom Leid anderer Menschen berühren zu lassen, das mache den christlichen Glauben aus, bekräftigte Latzel.

Der Präses, der auch Sportbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, hatte zudem viel Freude daran, mit rund 20 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus den Kirchengemeinden Biskirchen, Ehringshausen-Dillheim, Kölschausen und Katzenfurt auf der Lahn zu paddeln. Die Paddeltour auf einer sehr schönen Strecke sei für ihn der krönende Abschluss des Tages gewesen, berichtete der 51-jährige Theologe. „Das Besondere an der Tour auf der Lahn war für mich das Schleusen“, erzählte Latzel weiter. „Es war schön, wie die Konfirmanden das gemacht haben und hat mich spüren lassen, dass wir hier etwas Gemeinsames tun und uns als Gruppe gegenseitig helfen.“ Mit dabei waren auch Superintendent Dr. Hartmut Sitzler und weitere Mitglieder des Kreissynodalvorstandes, Gemeindepfarrer, Mitarbeitende aus der Kinder- und Jugendarbeit sowie Altsuperintendent Roland Rust. Insgesamt paddelten so 36 Personen gemeinsam mit dem Präses auf einer Strecke von etwa elf Kilometern drei Stunden lang vom Wetzlarer Haarplatz bis zum Zeltplatz Schohleck in Solms.

Geistlich umrahmt wurde die Paddeltour von einer morgendlichen “Plattschwätzandacht“ (im Internet aufrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=VKY5iV4QQNg) und einem Schlusssegen am Abend. Ein Team mit Pfarrerin Manuela Bünger hatte morgens in der Dorlarer Kirche zum Thema Verwandlung dargestellt, wie sich Neues und Traditionelles gut miteinander verbinden lässt: Ein Teil der Gottesdienstbesucher wie auch die Pfarrerin selbst war im Laufdress gekommen, ein anderer in Hessentracht. Elke Schmidt hatte dem Präses in der auf Platt vorgetragenen Predigt die Erfahrung der Gemeinschaft als Wirkung des Heiligen Geistes gewünscht. Nach Würstchen- und Stockbrot-Essen am abendlichen Lagerfeuer auf dem Zeltplatz Schohleck mahnten Jugendmitarbeiterin Sabine Schäfer und Franziska Feth aus Burgsolms in einem Anspiel, das eigene Lebensboot nicht mit Lasten wie mit Arbeit und Terminen zu voll zu packen: „Am Wichtigsten sind die Beziehungen zu anderen Menschen und die Beziehung zu Gott.“

Wie wichtig ihm selbst beides ist, hatte der Präses den Tag über immer wieder gezeigt: Freundlich und zwanglos kam er mit den Menschen ins Gespräch, fragte sie nach ihrer Arbeit und ihren Anliegen und zeigte ihnen seine Wertschätzung. Umgekehrt war der Empfang in den Gemeinden überaus herzlich: „Wir sind dankbar für die Ehre, dass der Präses sich aufgemacht hat, um an die Grenzen der rheinischen Kirche zu kommen“, hieß es in Dorlar. „Ich fühle mich hier zu Hause“, sagte Latzel, selbst im hessischen Biedenkopf geboren und mit einer Hessin verheiratet, dazu.

Text und Bilder: Uta Barnikol-Lübeck

 

Kanutour der Hoffnung in den sozialen Medien und auf der EKiR-Homepage

Die #kanutourderhoffnung lässt sich inklusive sehr persönlicher Eindrücke von Präses Latzel auf den Social-Media-Kanälen der rheinischen Kirche verfolgen: auf Facebook,  Instagram und Twitter. Das „Video des Tages“ von der Präsestour auf der Lahn ist unter https://news.ekir.de/meldungen/2022/06/kanutour-der-hoffnung/  aufrufbar.

Im Stil eines Blogs ist die gesamte Tour unter ekir.de/kanutour zu erleben.