Kantorei Wetzlar und Kammerphilharmonie Bad Nauheim füllen den Dom mit Musik
Es ist seit Jahren Brauch, dass die Kantorei Wetzlar gemeinsam mit der Kammerphilharmonie Bad Nauheim ein größeres Werk im Dom aufführen. In diesem Jahr hatte dazu der Wetzlarer Kantor Dietrich Bräutigam das „Requiem for the Living“ des amerikanischen Komponisten Dan Forrest ausgewählt. „Zwischen unseren beiden Formationen gibt es seit 2007 eine Zusammenarbeit. Sie begann bereits mit Herrn Bräutigams Vorgänger, Kirchenmusikdirektor Joachim Eichhorn“, erzählt der Leiter der Kammerphilharmonie, der Butzbacher Kantor Uwe Krause. Er ist zugleich Beauftragter der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau für Kirchenmusik im Rundfunk und gestaltet regelmäßig Morgenfeiern und Rundfunkgottesdienste im Radio. Seit 1999 dirigiert er die Kammerphilharmonie Bad Nauheim, in der zumeist professionelle Musiker aus Frankfurt, Bad Nauheim und der gesamten Rhein-Main-Region zusammen spielen. Krause dirigierte an diesem Abend das Streichquartett Nr. 8 des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch (1906 bis 1975). Das ausgewählte Streichquartett c-Moll op. 110 passte ausgezeichnet zu dem Requiem, hat doch Schostakowitsch 1960 in dem düster-komplexen Stück persönliche Erinnerungen an Verfolgung, Gängelung und Krieg musikalisch reflektiert. Über 70 Sänger und Musiker füllten den Altarraum des Domes. Dazu hatte Bräutigam drei Solisten eingeladen: die Sopranistin Sabine Goetz und Ulrike Malotta (Mezzosopran) sowie Sebastian Seibert (Tenor).
Das Requiem, eine Messe für die Verstorbenen, stammt von dem 1978 im Staat New York geborenen Komponisten und Pianisten Forrest. Seine Werke sieht er als Ausdruck seines Glaubens an Gott. In fünf Sätzen entstand es als Auftragskomposition für die Hickory North Carolina Choral Society anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Vereinigung. Das Werk besticht besonders durch seine wechselnde Rhythmik.
Verarbeitet hat Forrest darin einen traditionellen lateinischen Text, Stücke aus kirchlichen Messen sowie Passagen aus dem Alten Testament, etwa aus dem Buch Hiob.
Die Aufführung im Dom bestach durch die professionell wirkende Gesamtleistung von Solisten, Chor und Instrumentalisten. Die Besucher lobten Bräutigams Auswahl eines solchen Werkes, das ja zu den jüngeren Kompositionen im kirchlichen Raum gehört.
Stehende Ovationen belohnten nach 80 Minuten die Darbietungen. Im vergangenen Jahr hatte die beiden Formationen das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Schon jetzt können sich die Wetzlarer freuen, denn die Zusammenarbeit von Kantorei und Kammerphilharmonie soll fortgesetzt werden. Dann steht das Elias Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Programm.
Text und Bilder: Lothar Rühl