„Ich steh an deiner Krippen hier“ in Samba

Musik braucht zur Entfaltung des Klanges viel Raum. Den fand das Ensemble „emBRASSment“ im Wetzlarer Dom vor. Meist setzte der Applaus des Publikums erst ein, wenn der Nachhall der letzten Note verklungen war. Als höchsten musikalischen Genuss kann das Konzert zum Jahresende bezeichnet werden, das rund 100 Besucher in dem noch weihnachtlich geschmückten Dom erlebten. Domkantor Dietrich Bräutigam war es gelungen, die fünf Profimusiker aus Leipzig nach fünf Jahren erneut an Lahn einzuladen.

Die Konzerte zum Jahresabschluss haben bereits Tradition, aber auch diese musikalische Besinnung konnte in den vergangenen drei Jahren nicht stattfinden. So blieb die Zahl der Zuschauer noch etwas hinter den Erwartungen zurück. Verdient hatten es die einstigen Musikstudenten allemal, dass ihre Kunst von einem großen Publikum gefeiert wird. „Wir kommen aus der Musikstadt Leipzig“, verkündete Hornbläser und Moderator Jakob Knauer. Die Formation hat sich während des Musikstudiums kennengelernt und spielt seit dem Jahr 2000 zusammen. Inzwischen sind die einstigen Studenten allerdings längst in Berufen. Kanuer beispielsweise hat einen Lehrauftrag an der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ in Leipzig, Lars Proxa (Posaune) ist Mitglied im Leipziger Symphonieorchester. Christian Scholz, der mit vier Trompeten angereist ist, arbeitet als Instrumentallehrer im Konservatorium Halle/Saale. Fünf Köpfe gehören zu dem Ensemble. Wegen Krankheit mussten zwei ersetzt werden. So kamen Jakob Hagen (Tuba) und Moritz Brandenburger zum Einsatz. Dem Musikgenuss tat diese Umbesetzung keinen Abbruch.

Mit großer Professionalität spielte das Quintett festliche Klänge aus Oper und Oratorien zur Weihnachtszeit.

Knauer verstand es, in unterhaltsamer Weise die Lieder miteinander zu verbinden. Dabei wies er darauf hin, dass mit der Stadt Leipzig viele Menschen den Namen Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) verbinden. Da war es kein Wunder, dass die Formation gleich drei Werke von Bach spielte: das Coro Festivo, das der Komponist einst für die Krönung des sächsischen Königs August der Starke schrieb. Ein weiteres Stück Bachs stammt aus dem Weihnachtsoratorium des Leipzigers, die Kantate „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ und der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“, den die Formation in einem Arrangements ihrer Kollegin Juliane Grepling als Samba-Version vortrug. Auch wenn Knauer die Besucher zum Samba-Tanz einlud, folgen mochte ihm während des Konzertes niemand.

Auch Georg Friedrich Händel, der 1685 in Halle an der Saale geboren wurde, fand Eingang in das Konzertprogramm. „emBRASSment“ spielte den Einzug der Königin von Saba aus dem Oratorium Salomo, also einen biblischen Stoff. Es folgte „Uns ist ein Kind geboren“ aus Händels bekanntestem Werk, dem Oratorium Messias.

Das höchst musikalisches Ensemble wich auch in andere Werke ab, die aber auch zur Weihnachtszeit aufgeführt werden. So spielten sie „Abendsegen“ und „Traumpantomime“ aus der Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck (1854 bis 1921) sowie drei Stücke aus dem Nussknackerballett von Peter Tschaikowsky (1840 bis 1893). Für Lacher sorgte der arabische Tanz, bei dem sich die Musiker um sich selber drehten sowie der Einsatz einer Kaffeemühle.

Zum Abschluss des Konzertes, das durch die virtuose Spielweise ein begeistertes Publikum fand, hatte das Quintett noch das bekannte Lied „Jingle Bells“ auf ihrem Ablaufzettel. Diesen Ohrwurm präsentierten die Leipziger im Jazz-Stil. Beim letzten Lied „O when the saints go marching in“, einem Gospelsong aus den USA, schienen sich die Musiker nicht mehr einig zu sein. Proxa verließ das Ensemble, um an verschiedenen Plätzen im Dom plötzlich seine Posaunen erklingen zu lassen, genau dann, wenn „emBRASSment“ beginnen wollte, den Gospel anzustimmen. Doch diese Irritation war gewollt und erntete so manchen Lacher.

Aber es wurde nicht nur gelacht, sondern auch viel Applaus gespendet. So erklatschte sich das Publikum noch zwei Zugaben.

Text und Bilder: Lothar Rühl