Die Corona-Krise stellt das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wetzlar vor neue Herausforderungen: Darauf hat der Finanzkirchmeister Jens Michael Wolf nach der jüngsten Sitzung des Leitungsgremiums in der Kreuzkirche hingewiesen. Die Gemeinde erwartet aufgrund des Lockdowns finanzielle Auswirkungen auf den Haushalt, der ein jährliches Volumen von etwa sechs Millionen Euro hat. Derzeit gehe er von einem Einbruch der Kirchensteuer um um 10 bis 15 Prozent. Auch die Folgen des Notbetriebs in den sechs kirchlichen Kindertagesstätten müssten aufgefangen werden. Aus diesem Grund habe das Presbyterium eine Haushaltssperre verhängt. Voraussichtlich im Juni solle ein Nachtragshaushalt beschlossen werden, so Wolf. Die Haushaltslage sei aber aufgrund der Konsolidierung in den letzten Jahren stabil. Die Kirchengemeinde verfüge über ausreichende Rücklagen, um die derzeit abzusehenden Folgen zu verkraften. „Es ist aber zu befürchten, dass ein erst für die Jahre ab 2025 erwarteter Rückgang der Kirchensteuer deutlich früher erfolgen wird, darauf muss sich die Kirchengemeinde vorbereiten“, so der Finanzkirchmeister.

Als Schwerpunkte der Arbeit in den letzten Wochen nannte der Vorsitzende des Presbyteriums, Pfarrer Dr. Siegfried Meier, die Organisation des Notbetriebs in den Kitas mit derzeit 85 Kindern, das Erarbeiten von Hygienekonzepten für Gottesdienste, Kindertagesstätten und Jugendarbeit sowie das Verschieben der Konfirmationen und vieler Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte und Treffen.

Für die Seelsorge mussten neue Wege gefunden werden, ergänzt Meier. So entstanden regelmäßige Andachten auf der Homepage der Kirchengemeinde unter dem Titel „5 Minuten vor Gott“, professionelle Aufzeichnungen von Gottesdiensten aus der Hospitalkirche wurden produziert sowie viele Telefonate und Gespräche mit Gemeindemitgliedern und Mitarbeitern standen auf der Tagesordnung.

Bereits beschlossen und beauftragt waren Investitionen in die Kitas mit einem Volumen von über 160.000 Euro, die jetzt umgesetzt werden. Zuschüsse von Stadt und Land sind zugesagt. Der Notbetrieb in den letzten Wochen bot die Gelegenheit, einige Arbeiten vorzuziehen, die erst für die Sommerferien geplant waren.

Die Kirchengemeinden an Lahn und Dill haben Anfang März ihre neuen Presbyterien gewählt. Auch die Evangelische Kirchengemeinde hat ihr Leitungsgremium neu zusammengesetzt. Kurz vor dem Lockdown wurde eine Notsitzung am 20. März einberufen, in dem vier der Ämter des neuen Presbyteriums gewählt wurden und ein Kindergartenausschuß gewählt wurde, dass die Kirchengemeinde handlungsfähig bleibt und gerade in den sich ständig ändernden Fragen rund um die Kindertagesstätten reagieren kann, ohne das ganze Gremium zusammenzurufen, da ja auch in der ersten Zeit des Lockdowns Versammlungen in dieser Größe gar nicht erlaubt waren.

Nun hat sich das Presbyterium unter Einhaltung der Sicherheitsauflagen in der Kreuzkirche erneut getroffen und die bestehenden Ausschüsse besetzt. Vorsitzender des Presbyteriums ist Pfarrer Dr. Siegfried Meier, stellvertretende Vorsitzende Rita Broermann-Becker, die auch den Vorsitz im Kindergartenausschuss übernommen hat. Jens-Michael Wolf wurde zum Finanzkirchmeister berufen und Tilman Rüdiger zum Baukirchmeister. Die Kirchengemeinde hat rund 8.800 Mitglieder in vier Bezirken, sechs Kindertagesstätten mit 428 Plätzen und über 100 Voll- und Teilzeitmitarbeiter.

Bild: Jens Michael Wolf, Pfarrer Siegfried Meier, Rita Broermann-Becker und Tilman Rüdiger

Bericht und Foto: Lothar Rühl