Das geistliche Wort
Ein ungewöhnlicher Engel
Wer in der Evangelischen Kirche in Blasbach sitzt, dessen Blick wird automatisch nach oben gezogen. Die Ausmalung der Kirche erweckt den Eindruck von größerer Höhe, die Orgel ist – natürlich – auch oben, und dem aufmerksamen Betrachter fällt ein Engel ins Auge. Nun sind Engel in der Weihnachtszeit ja allgegenwärtig, so dass wir auch hier denken: Weihnachten, Verkündigung an die Hirten, dass Jesus geboren ist.
Aber dieser Engel in Blasbach ist kein gewöhnlicher Engel, wie wir ihn zu tausenden durch Werbung und Kitsch vor die Nase gesetzt bekommen, sondern ein Engel mit einer besonderen Botschaft, die er in einem aufgeschlagenen Buch bei sich trägt. Der Engel schaut ernst, und ernst ist es ihm auch mit dem, was er da zu sagen oder zu zeigen hat: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre. Sogar die Bibelstelle ist nachgewiesen: Offenbarung des Johannes 14,7.
Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre – das ist ein klares Bekenntnis zu Gott. Wir erinnern uns: Die Offenbarung des Johannes ist ein Trostbuch, geschrieben in und für eine Zeit, in der alles drunter und drüber geht, selbstherrliche Herrscher regieren und Christen unterdrückt werden. Der Engel ruft zum Gericht – und da wird aufgedeckt, wer wirklich Macht hat, wer sich Macht nur angemaßt hat und wer nun aufatmen kann, weil die Schreckensherrschaft vorbei ist. Da haben die Blasbacher aber Weitblick bewiesen, dass sie in ihrer Kirche so eine gewaltige Aussage jeden Sonntag vor Augen hatten.
Von da bis zur Botschaft der Engel an Weihnachten ist es kein großer Schritt: Sie sagen den Hirten „fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren“ – auch eine Botschaft, die die ganze Welt angeht. Und mit dem „Ehre sei Gott in der Höhe“ geben die Engel Gott die Ehre, machen es den Menschen vor. Der da kommt, ist der wahre Herr. Auch für Zweifler und für diejenigen, die davon gerne mehr in unserer Welt sehen würden. Der Engel in Blasbach hält sozusagen das Fenster offen, auf diesen Herrn zu sehen.
Daher: eine gesegnete Weihnachtszeit.
Ihr Pfarrer Dr. Siegfried Meier

